Grenzach-Wyhlen: Bremst Tempo 30 die Feuerwehr aus? (BZ 22.02.2017)

Auf der B 34 durch Grenzach-Wyhlen gilt seit einigen Tagen Tempo 30. Welche Auswirkungen hat die Geschwindigkeitsbegrenzung auf die Einsätze der Feuerwehr?

Seit einigen Tagen gilt auf der B 34 durch Grenzach-Wyhlen Tempo 30. Wenn die Fahrzeuge unter Blaulicht und Martinshorn fahren, gilt die Geschwindigkeitsbegrenzung zwar nicht. Für die Feuerwehrleute, die im Privatwagen zum Gerätehaus unterwegs sind, allerdings schon. Und auch der übrige Verkehr wird langsamer. Die jüngsten Einsätze verliefen laut Kommandant Claus Werner normal. Für aussagekräftige Bewertungen müssen weitere Erfahrungen gesammelt werden.

Es muss schnell gehen

Wenn die Feuerwehr gerufen wird, muss es in aller Regel schnell gehen, am besten sehr schnell. Drohen durch das neu eingeführte Tempo 30 auf der Hauptverkehrsstraße durch Grenzach-Wyhlen Verspätungen? „Alle Einsätze seit der Einführung sind normal verlaufen“, sagt Claus Werner, Kommandant der Feuerwehr Grenzach-Wyhlen. Verzögerungen habe es nicht gegeben. Eine Qualitätsrichtlinie des Landes sieht vor, dass die Feuerwehr spätestens zehn Minuten, nachdem der Anruf bei der Notleitzentrale eingegangen ist, vor Ort die ersten Maßnahmen ergreift.

Für Bürgermeister Tobias Benz wären Verzögerungen nach eigenen Angaben auch überraschend gewesen. Die Pläne zur Einführung der 30-Zone seien zweimal in der Offenlage gewesen. „Alle Akteure, auch Feuerwehr, Rettungsdienste und Polizei, haben sich einbringen können“, so Benz. „Doch Bedenken sind keine geäußert worden. Auch nicht aus der Bürgerschaft.“ De facto könne man auf der Bundesstraße aufgrund des Verkehrs eh oft nicht schneller als 30 Stundenkilometer fahren, sagt Tobias Benz.

Blick nach Rheinfelden

Auch in Rheinfelden wurden in der jüngeren Vergangenheit neue 30er-Zonen eingeführt. Feuerwehrkommandant Dietmar Müller kann nach eigenen Angaben aber keine konkreten Fälle nennen, in denen die Feuerwehr durch ein neu eingeführtes Tempolimit verzögert zum Einsatz kam.

Sind für die Zukunft also keine Probleme zu erwarten? „Zum jetzigen Zeitpunkt kann ich aber noch nichts Konkretes sagen. Aussagen ohne Faktengrundlage sind hier nicht angebracht“, so Werner. Zunächst müsse man ein viertel oder halbes Jahr warten und die Erfahrungen analysieren. „Dass es zu Verzögerungen kommt, ist aber möglich“, sagt Werner. Der Rheinfelder Kollege sieht es ähnlich. „Denkbar ist es aber durchaus“, sagt Müller. Zu erahnen sei das derzeit etwa durch den Rückstau, der sich auf der B 34 in Grenzach-Wyhlen zeigt und der die Fahrten der Feuerwehr empfindlich verlängern könne.

Gilt das Tempolimit überhaupt für die Einsatzkräfte?

Fahren die Feuerwehrautos unter Blaulicht und Martinshorn – nur beides zusammen gewährt den Kräften Sonderrechte – gelten für sie die Geschwindigkeitsbegrenzungen nicht. Zumindest nicht in starrer Form. Die Höchstgeschwindigkeit ergibt sich stattdessen aus der jeweiligen Verkehrs- und auch der Einsatzsituation. „Wir dürfen die Gefahr für alle Verkehrsteilnehmer nicht zu groß werden lassen“, sagt Claus Werner, Kommandant der Feuerwehr Grenzach-Wyhlen.

Es gilt die Straßenverkehrsordnung

Folgenreich kann die Begrenzung auch für die Fahrten der Feuerwehrleute zum Gerätehaus sein. Für sie gelten die üblichen Regeln der Straßenverkehrsordnung. „Wir sensibilisieren unsere Leute und müssen dies weiter tun“, sagt Werner. Auch wenn ein Einsatz wegen eines Wohnungsbrandes ansteht, müssten die Regeln beachtet werden. Für Bürgermeister Benz ergibt sich auch in dieser Hinsicht kein Problem. „Die Feuerwehrleute sind ja auf beide Orte gut verteilt.“ Die jüngste Geschwindigkeitsbegrenzung betreffe somit nur sehr wenige.

„Es ist ganz klar: Wenn die Praxis Probleme zeigt und der Kommandant diese meldet, wird natürlich gehandelt“, so Benz. Momentan deute aber nichts darauf hin. „Alle Untersuchungen, die wir gemacht haben, hatten gute Ergebnisse“, sagt der Bürgermeister. Die Einführung des Tempolimits sei als Folge des Lärmaktionsplans eh alternativlos gewesen. „Tempo 30 war die einzige Möglichkeit, um die Schwellenwerte zu unterschreiten“, sagt Benz.

Rettungszeiten werden eingehalten

In Grenzach-Wyhlen hat sich die Verkehrssituation zuletzt nicht nur auf der B 34 verändert. Durch den gesperrten Bahnübergang an der Rheinstraße besteht eine Verbindung zwischen den Ortsteilen weniger. Für Kommandant Werner ergibt sich daraus kein direktes Problem, da die Wehr ja von zwei Gerätehäusern aus zum Einsatz fahren kann. Aus Grenzach führt der Weg über den Gmeiniweg nach Süden, von Wyhlen über den Kreisel am Wasserkraftwerk. „Wir haben auch hier bislang die Zeit nicht überschritten“, so Werner. Er räumt aber eine Ungewissheit ein, was die Zukunft ohne den Übergang an der Rheinstraße bringt, der über die Fasnacht geöffnet anschließend aber dauerhaft geschlossen wird.

„Hinsichtlich des geschlossenen Bahnübergangs wurden die Rettungszeiten überprüft. Das Ergebnis: Sie werden eingehalten. In ganz Grenzach-Wyhlen“, betont Benz.