Bergung über die Häuser hinweg (BU 11.9.2015)

Nach dem schweren Verkehrsunfall am Mittwoch herrscht Erleichterung darüber, dass nicht mehr Personen verletzt wurden.

Nach dem schweren Verkehrsunfall eines Lastwagens am Mittwochabend in Wyhlen hat am Donnerstag die komplizierte Bergung Probleme bereitet. Bei dem Lkw hatten auf der steilen Rührbergstrecke die Bremsen versagt. Er rauschte mit hohem Tempo in den Ort – und fand die Lücke zwischen zwei Häusern, nachdem er die B 34 ungebremst überquert hatte. Er preschte gut und gerne 50 Meter weit in die Gasse. Der Lkw befuhr die K 6332 verbotenerweise, die Rührbergstrecke ist für Lkw über 4 Tonnen bergabwärts gesperrt.

Gemeinde fordert Lkw-Verbot

Die Gemeindeverwaltung dankte am Morgen danach den Einsatz- und Rettungskräften für ihren großen Einsatz nach dem Unfall. „Glück im Unglück war, dass keine anderen Verkehrsteilnehmer in Mitleidenschaft gezogen wurden und es zu keinen Verletzten gekommen ist“, betonte Bürgermeister Tobias Benz und hob den großen Einsatz der Rettungs- und Einsatzkräfte von Polizei und Feuerwehr sowie des Ordnungsamts vor Ort hervor.

Die Gemeindeverwaltung nahm den Unfall zum Anlass, erneut auf die bestehende Sperrung der Rührbergstrecke für Lkw über 4 Tonnen bergabwärts hinzuweisen. „Wir werden uns bei den zuständigen Stellen dafür einsetzen, dass die Kontrollen verstärkt und Verstöße konsequent geahndet werden“, betonte Benz. Außerdem werde sie, wie bereits berichtet, darauf hinwirken, bei der Straßenverkehrsbehörde des Landkreises aus Sicherheitsgründen eine komplette Sperrung der Rührbergstrecke, also auch bergwärts, für Lastwagen über 4 Tonnen zu erreichen.Bremsen völlig überhitzt

Der Unfall wurde der Polizei um 20.15 Uhr gemeldet. Nach ihren Ermittlungen fuhr der Lastwagen, der aus der Ukraine stammt, auf der Kreisstraße K 6332 von Inzlingen abwärts in Richtung Wyhlen. Diese Straße mit 12 Prozent Gefälle ist für Lkw dieser Größe gesperrt. Der Fahrzeugführer verlor die Kontrolle über das Fahrzeug. Es ließ sich nicht mehr bremsen, überquerte mit hoher Geschwindigkeit die B 34 und blieb erst zwischen zwei Wohnhäusern auf der südlichen Straßenseite in einem Privatgrundstück stehen. Die Bremstrommeln des Lasters waren nach Aussage eines Feuerwehrmanns noch eine Stunde später stark erhitzt.

Der Fahrer wurde ins Krankenhaus gebracht, war aber wohl nur leicht verletzt. Ebenso viel Glück hatten die Verkehrsteilnehmer auf der B 34: Zu diesem Zeitpunkt kreuzte kein Fahrzeug und kein Fußgänger den Fahrweg des Lastwagens. Die beiden Häuser wurden erheblich beschädigt, an einem muss ein Teil des Dachs erneuert werden. Eine Betontreppe riss der Lastwagen mit seinem Anhänger gut 20 Meter weit mit sich und walzte einen Baum nieder. Der Sachschaden dürfte nach einer Schätzung der Polizei annähernd 100 000 Euro betragen. Eine Bergung war nachts noch nicht möglich.

Schwierige Bergung

Die Schäden an den Häusern wurden am Donnerstag untersucht. Die früh morgens vorgesehene Bergung verzögerte sich jedoch. Laut Polizei erklärten sich die beiden Bergungsunternehmen nicht dazu bereit, bevor die Spedition nicht zusicherte, die von ihnen geforderte Sicherheitsleistung zu erbringen. Die Bergung war wegen des engen Umfelds aufwändig und teuer. Der Fahrer war als selbständiger Subunternehmer für eine deutsche Spedition unterwegs. Eine Zeitlang hieß es, die Bergung könne erst am Freitag stattfinden. Aus Termingründen wurde die Zugmaschine abends mit einem Kran von der B 34 aus über die Wohnhäuser hinweg geborgen und der Anhänger durch die Gasse zurückgezogen. Dafür waren umfangreiche Sicherheitsvorkehrungen nötig, die Stromversorgung wurde abgestellt, Bewohner eines Hauses evakuiert. Die B 34 war von 15 bis 21 Uhr in der Ortsdurchfahrt Wyhlen gesperrt und die K 6332 von der Himmelspforte bis zur B 34. Südbadenbus ließ die Linie 38 während der Sperrung nur bis zum Schulzentrum westlich der Unfallstelle verkehren.

Anwohner kritisiert Behörden

Ein Anwohner der Klosterstraße kritisiert, Lkw über 4 Tonnen würden seiner Wahrnehmung nach immer öfter, besonders nach Einbruch der Dunkelheit, verbotenerweise die K 6332 abwärts befahren – was auch kurz nach dem Unfall geschah, als ein Lastwagen dafür von der Polizei eine Geldbuße erhielt. Der Anwohner fordert die Sperrung der Rührbergstrecke für Lastwagen und ein Warnschild auf dem Rührberg, das auf die Wendemöglichkeit auf dem Rührberger Parkplatz und die Gefahr der steilen Strecke hinweist. Als Beispiele führt er Warnschilder für Motorradfahrer an, wie sie auch in der Region angebracht seien. Er sorgt sich, dass eines Tages Personen zu Schaden kommen würden und weist darauf hin, dass an der Klosterstraße immer mehr Familien mit Kindern hinziehen. Landratsamt und Gemeindeverwaltung hätten seine Hinweise auf die Gefahr jedoch nicht aufgegriffen.